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Letzter Update
16 August, 2014

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Web Design

1.   Erste Schleusenkammer -10 °C
1.a Eingang
2.   zweite Schleusenkammer -60
°C
3.   Therapiekammmer -110
°C
4.   Notausgang (automatisch u. manuell)
5.   Überwachung-und Steuerungs-PC
6.   Handläufe aus Holz
7.   Thermoregulierte Fenster
8.   Videoraumüberwachung

(aus “Die Kraft aus der Kälte - Prof. Dr. sc. med. Winfried Papenfuß)

Ganzkörperkältetherapie bei minus 110°Celsius


Das Kurzentrum verfügt über eine modern ausgestattete Kältetherapiekammer. Sie ist die technische Basis für unsere kältetherapeutischen Angebote, die Sie sowohl im Rahmen einer stationären Kur als auch ambulant nutzen können.

 
Warum wurde die Ganzkörperkältetherapie entwickelt?

Die Anwendung von Kälte in unterschiedlichsten Darreichungsformen ist ein altes therapeutisches Prinzip. Sie wurde aber immer in lokaler Form, das heißt am Ort der Beschwerden eingesetzt, lindert dort auch Entzündung und Schmerzen, führt aber, da sie über eine größere Zeitdauer appliziert werden muss, zu unerwünschten Nebenwirkungen, wie z.B. einer Unterkühlung tiefer Gewebestrukturen mit nachfolgender Durchblutungsstörung.

Der uns allen bekannte Sebastian Kneipp hat wohl als erster die therapeutische Bedeutung von Ganzkörperkälteanwendungen im Sekunden- und Minutenbereich erkannt (Vollguß mit kaltem Wasser).

Die Ganzkörperkältetherapie wurde um 1980 in Japan entwickelt und hat inzwischen in Europa eine weite Verbreitung gefunden (Deutschland, Österreich, Polen, Finnland, Frankreich, Tschechien, Irland). Ihr grundsätzlicher Vorteil gegenüber der lokalen Kälteanwendung liegt in der kurzzeitigen,  die ganze Körperoberfläche erfassenden Kälteeinwirkung ohne nachteilige Gewebsunterkühlung. Dadurch entfaltet sie eine systemische, das heißt den ganzen Körper erfassende Wirkung, die auf nerval-reflektorischen Vorgängen beruht.       

Es können deshalb mehrere schmerzhafte Gelenke gleichzeitig und parallel z.B. chronische Kopfschmerzen  oder bestimmte Hauterkrankungen behandelt werden. Der finanzielle Vorteil ist nahe liegend.

 
Gibt es für die Ganzkörperkältetherapie therapeutische Standards?

Ja, die Ganzkörperkältetherapie wird in unserer Einrichtung entsprechend den Empfehlungen angewendet, die die Internationale Konsensuskonferenz, die im Februar 2006 in unserem Kurzentrum Bad Vöslau (Niederösterreich) stattfand, erarbeitet hat.

Bei welchen Erkrankungen bzw. gesundheitlichen Störungen ist die Ganzkörperkältetherapie zu empfehlen?

    * Entzündlich-rheumatische Erkrankungen der Gelenke und der Wirbelsäule
    * Arthrosen
    * Weichteilrheumatische Erkrankungen (Fibromyalgie)
    * Chronische Schmerzzustände unterschiedlicher Ursache
    * Gestörte Regulation des Muskeltonus bei Infantiler Zerebralparese, Multipler Sklerose und    Muskelverspannungen
    * Schuppenflechte ohne und mit Gelenkbeteiligung
    * Neurodermitis
    * Stumpfe Verletzungen der Gelenke, Zustände nach operativen Eingriffen an Gelenken und an der Wirbelsäule
    * Leistungsoptimierung in Beruf, Sport und medizinischer Rehabilitation

Ursprünglich nur für die Behandlung entzündlich-rheumatischer Gelenkerkrankungen gedacht, hat sich ihr Anwendungsspektrum in den letzten Jahren doch erheblich erweitert, weil Forschung und klinische Erfahrungen zu einem besseren Verstehen der Wirkprinzipien geführt haben.

Gute Behandlungsergebnisse können mit Hilfe der Ganzkörperkälteanwendungen u. a. auch bei chronischen Schlafstörungen, die keine organische Ursache haben oder aber durch chronische Schmerzen bedingt sind, bei allgemeiner, vorwiegend durch negativen Stress verursachter Leistungsminderung, und beim Asthma bronchiale erreicht werden.

Aus Therapieberichten ist mir bekannt, dass die Ganzkörperkältetherapie als sehr angenehm empfunden wird. Warum ist das so?

Das ist richtig und ist auf mehrere Gründe zurückzuführen. Zunächst: es handelt sich um eine „trockene Kälte“, die wir ohnehin als angenehmer empfinden als „feuchte Kälte“. Außerdem verändert die Ganzkörperkälteeinwirkung wahrscheinlich das Verhalten einiger Hormone bzw. Transmittersubstanzen (Endorphine, Serotonin), die direkt oder indirekt – z.B. durch Schmerzblockade –Einfluss auf unsere Befindlichkeit haben. Weitere Faktoren sind eine all-gemeine Durchblutungssteigerung (Herz-Kreislaufaktivierung), Verbesserung der Sauerstoff-versorgung der Gewebe und psychischer Ausgleich (auch Besserung des Schlafverhaltens) durch die Wirkung auf das zentrale Nervensystem. Der vermehrte Blutrückstrom in die Haut gegen Ende des Kammeraufenthaltes und unmittelbar danach vermittelt ein wohliges Gefühl.

   Mit welchen anderen Therapien sollte die Ganzköperkältetherapie verbunden werden?

Die Ganzkörperkältetherapie ist eine passive Therapie wie viele andere physikalische Therapien auch. Sie sollte unbedingt mit einer krankheitsgerechten Bewegungstherapie und gegebenenfalls mit verhaltenstherapeutischen Elementen verbunden werden. Intensive Wärmeanwendungen sollten mindestens in der unmittelbaren Wirkzeit einer Therapie, besser während der ganzen Therapieserie vermieden werden. Medikamente, z.B. Schmerzmittel oder Antirheumatika, dürfen nicht zu Beginn der Kältetherapie abgesetzt werden  Erst im erfolgreichen Verlauf der Behandlung bzw. nach eingetretener Langzeitwirkung kann mit dem behandelnden Arzt eine Reduzierung oder der Verzicht beraten werden.


Bei durchaus vorhandenen individuellen Unterschieden wird die Hautoberflächentemperatur während des dreiminütigen Aufenthaltes in der Kältetherapiekammer auf etwa 5°C herabgekühlt. Das ist eine wichtige Voraussetzung für die Auslösung der bereits erwähnten nervalen Reflexmechanismen. Die nervalen Erregungen, die aus dem Kältereiz auf die Haut resultieren, werden über die schnell leitenden Aδ-Nervenfasern zum Rückenmark und zum Gehirn geleitet und auf diesen beiden Ebenen des Zentralen Nervensystem auf vielfältige Weise mit anderen Nervenstrukturen verschaltet.

Sie blockieren die langsam leitenden C-Fasern, die die Erregungen, die aus chronischen Schmerzreizen resultieren, zum Gehirn transportieren. Außerdem werden über durch den Kältereiz ausgelöste zentrale Mechanismen die Sensoren, die die Schmerzreize aufnehmen, gehemmt. Der durch die Kälte ausgelöste nicht unangenehmer „helle Schmerz“ ist gegenüber dem „dumpfen Schmerz“, z.B. aus einem von einer Arthrose befallenen Gelenk, dominant, er unterdrückt ihn. Bei lange andauernden chronischen Schmerzen bildet sich häufig ein Schmerzgedächtnis aus. Das ist ein hoher Sensibilisierungsgrad von Hirn- und Rückenmarksstrukturen, bei dem bereits geringe Schmerzreize zu heftigen Schmerzempfindungen führen können. Die Ganzkörperkälteein-wirkung gehört zu den therapeutischen Möglichkeiten, diesen Zustand positiv zu beeinflussen. 

Auch der Juckreiz, z.B. bei den erwähnten Hauterkrankungen Neurodermitis und Schuppenflechte, wird, da er auch über das C-Faser-System geleitet wird, auf ähnlichem Wege durch die Ganzkörperkälte blockiert wie chronische Schmerzen.

Bei primär-chronischen Entzündungen (Rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew, aber auch Neurodermitis und Schuppenflechte) greift die Ganzkörperkältetherapie in die gestörten Funktionen des Immunsystems ein. Sie modifiziert bzw. aktiviert zentrale Schutzfunktionen, wodurch chronisch-entzündliche Prozesse gehemmt oder gar gestoppt werden können.

In der Muskulatur führt die Ganzkörperkälteanwendung zu einer vermehrten Durchblutung, zur Verbesserung des Stoffwechsels und der Regenerationsfähigkeit sowie zu einem Ausgleich des nervalen Erregungszustandes der Muskelfasern. Diese Wirkungen Optimieren die muskuläre Leistungsfähigkeit und begründen die therapeutische Kältewirkung bei spastischer Muskulatur (Multiple Sklerose, spastische Lähmungen).

Das zentrale Aktivitätsniveau wird u. a. durch thermische Reize beeinflusst. Während  längere Wärmeeinwirkung zu Trägheit, Müdigkeit und schließlich zur Erschöpfung führt, wirkt bereits eine kurze Kälteeinwirkung bei niedrigem Aktivitätsniveau aktivitätssteigernd und bei erhöhtem Erregungszustand beruhigend. Besonders diese Wirkungskomponente der Ganzkör-perkältetherapie, aber auch ihr positiver Einfluss auf die Muskulatur und auf Funktionen des Herz-Kreislaufsystems, bedingen ihre Anwendung im Interesse einer allgemeinen Gesund-heitsstabilisierung und Leistungsförderung, besonders bei permanent hoher psychphysischer Belastung mit der Gefahr einer fehlerhaften Stressverarbeitung.

Unsere wissenschaftlichen Studien zur Ganzkörperkältetherapie

Die Kurzentren leisten einen international beachteten wissenschaftlichen Beitrag zu speziellen Fragestellungen der Ganzkörperkältetherapie. Dafür zwei Beispiele:

1. Mit der größten Studie, die je zur Ganzkörperkältetherapie durchgeführt wurde, konnte ihre schmerzlindernde Wirkung eindrucksvoll nachgewiesen werden. An ihr nahmen 654 Personen teil. Bei der Eingangsuntersuchung fanden sich bei 525 Kurgästen (80,3%) mittlere bis starke Schmerzen. Nach einer ein- bis dreiwöchigen Kältetherapie (12 bis max. 36 Behandlungen), verbunden mit Bewegungsübungen, waren 560 Kurgäste (85,6%)schmerzfrei, bzw. klagten nur noch über eine leichte Schmerzbeeinträchtigung. Drei Monate nach Abschluss der Behandlung waren 51,9% schmerzfrei, bei 45,3% waren nur noch leichte Schmerzen vorhanden, und lediglich 15 von 547 befragten Kurgästen gaben mittlere bis starke Schmerzen an.  

2. Eine wissenschaftliche Untersuchung, an der sich 19 Kurgäste, die an einer Multiplen Sklerose erkrankt waren, beteiligten, zeitigte folgende Ergebnisse:

Nach einer 6-tägigen Behandlung (10 – 12 Kältetherapien), verbunden mit Einzel- und Gruppengymnastik, trat bei 89% der Teilnehmer bezüglich der Leistungsfähigkeit, der Ermüdbarkeit, der Spastik , der Mobilität und der chronischen Schmerzen eine Besserung bzw. eine deutliche Abnahme der Symptome ein. Als besonders wohltuend wurde die Kältewirkung auf die allgemeine Befindlichkeit beschrieben.

Weiterführende Literatur

1. Fricke, R.: Was leistet die Kältetherapie bei rheumatischen Erkrankungen. Rheuma-Journal 10   (1999), 3, 28 – 29
2. Joch, W., Ückert, S.: Ausdauerleistung nach Kälteapplikation. Leistungssport 2003(33)2, 17 – 22
3. Papenfuß, W.: Die Kraft aus der Kälte. Edition k, Regensburg 2005. 159 S. (an unserer Hotelrezeption erhältlich)
4. Stratz, T. et al.: Indikationen zur Ganzkörperkältetherapie in der Rheumatologie. Therapiewoche Schweiz 10(1994), 528 - 533 

(aus: kurzentrum.at/de/kurfibel/kaeltetherapie/index.html)

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